Krankheitsbild Rückenschmerzen –
Das Kreuz mit dem Kreuz


› Ursachen     › Symptome     › Diagnose     › Therapie     › Verlauf


Rückenschmerzen sind in unserer Praxis ebenso wie deutschlandweit der häufigste Grund für einen Arztbesuch beim Orthopäden.

Rückenschmerzen sind meistens harmloser Natur und können in vielen Fällen bereits nach wenigen Tagen ohne Behandlung verschwinden. Während einige Personen nur selten oder gelegentlich darunter leiden, sind diese für andere Menschen zu einem ständigen Begleiter geworden. Sollten Schmerzen im Rücken länger als zwölf Wochen anhalten, spricht die Medizin von chronischen Rückenschmerzen. Hiervon sind in Deutschland jede fünfte Frau und jeder siebte Mann betroffen.


Als Ursachen für Rückenschmerzen kommen körperliche aber auch seelische Ursachen infrage. In vielen Fällen beeinflussen sich körperliches und geistiges Wohlergehen gegenseitig.

Warum bekommen wir Rückenschmerzen?

Auch wenn sich nicht immer die eigentliche Ursache für Rückenschmerzen finden lässt, gibt es zahlreiche mögliche Ursachen, die dafür verantwortlich sein können. Die beiden häufigsten Ursachen für das Auftreten von Rückenschmerzen sind akute oder chronische Fehlbelastungen und seelische Gründe.

Hauptursache 1 Fehlhaltungen und Fehlbelastungen
Klassische Auslöser für Schmerzen im Rücken sind ungesunde Belastung oder Zwangshaltung, die mit Muskelverspannungen im Rückenbereich einhergehen können. Diese Verspannungen sind es letztlich, die zu mehr oder weniger ausgeprägten Rückenschmerzen führen können. Warum? Harte und dauerhaft verspannte Muskeln können zu einer Reizung benachbarter Nerven führen, was diese letztlich mit Schmerzsignalen quittieren. Im Grunde handelt es sich bei Muskelverspannungen um eine Schutzreaktion des Körpers. Hierdurch versucht der Betroffene unbewusst übermäßige Belastung auszugleichen. Durch diese Schonung kommt es zu fortgesetzter Fehlhaltung, die Rückenschmerzen chronifizieren kann. Dabei stellen Muskelverspannungen keine Diagnose dar, sondern sind vielmehr Folge einer anderen Ursache, die es unbedingt herauszufinden gilt. Nahezu immer treten Rückenschmerzen als Warnsignal für zu wenig Bewegung auf.

Hauptursache 2 Psychosomatische Ursachen
Der Begriff psychosomatisch enthält die beiden Worte Psyche (Seele) und Soma (Körper). Psychosomatische Erkrankungen äußern sich körperlich, haben jedoch seelische Gründe, wie mentale Belastung, Stress oder psychische Krankheiten wie etwa Depressionen. Allerdings können auch körperliche Beschwerden ihrerseits zu psychischen Einschränkungen führen. Leidet ein Mensch über einen langen Zeitraum unter chronischen Rückenschmerzen, kann dies sein seelisches Wohlbefinden angreifen. In gewisser Weise spiegelt die Wirbelsäule die Seele.

Wie äußern sich Rückenschmerzen? Ein Überblick über die Symptome

Zu etwa zwei Drittel betreffen Rückenschmerzen den unteren Rückenbereich, die sogenannte Lendenwirbelsäule. Sie können auch im oberen Rücken, also im Bereich der Hals- oder Brustwirbelsäule auftreten. Neben den eigentlichen Schmerzen im Rücken können sich hierzu auch noch andere Symptome gesellen, wie beispielsweise:

  • Schmerzen, die ins Bein strahlen
  • Taubheitsgefühle
  • Kribbeln in den Beinen und Füßen
  • Lähmungserscheinungen
  • Kraftminderung
  • Probleme mit der aufrechten Haltung
  • eingeschränkte Mobilität
  • Schmerzen in der Muskulatur

Vor allem beim erstmaligen Auftreten weiterer Beschwerden verbinden Betroffene diese nicht unmittelbar mit Rückenschmerzen, wie etwa:

  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • Verspannungen der Muskulatur
  • Morgensteifigkeit im Rücken und in den Gelenken

Schmerzen im Rücken können aus heiterem Himmel auftreten, beispielsweise bei einem sogenannten „Hexenschuss“, oder sich auch nach und nach entwickeln. Rückenschmerzen sind zwar lästig, in den meisten Fällen jedoch harmlos. Vielfach lassen sie sich durch verspannte Muskulatur erklären. Diese Form verschwindet meist innerhalb weniger Tage von alleine. Wenn Rückenschmerzen jedoch länger als zwei Wochen anhalten, sollte man einen Arzt aufsuchen, der die Ursache genauer untersucht. Besteht der Verdacht, dass hinter den Rückenschmerzen mehr als nur Muskelverspannungen stehen, sollte Ihr Hausarzt Ihnen zum Besuch beim Facharzt raten. Gerne können Sie auch direkt einen Termin in unserer orthopädischen Sprechstunde vereinbaren.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Grundsätzlich hat der Orthopäde verschiedene Möglichkeiten und Methoden zur Verfügung, um die Ursachen für Rückenschmerzen abzuklären und eine präzise Diagnose zu stellen. Dies beinhaltet neben der Erhebung der Krankengeschichte auch körperliche Untersuchungen und bildgebende Verfahren. Wertvolle Hinweise kann die Messung der Nervenleitbahnen liefern.

Diagnose, Teil 1: Anamnese und körperliche Untersuchung
Wendet sich ein Patient mit Rückenschmerzen an den Orthopäden, wird dieser zunächst nach der Krankengeschichte des Betroffenen fragen. Hierbei werden verschiedene Begleit- oder Vorerkrankungen geklärt, die als Ursache  infrage kommen können. Zusätzlich wird der Orthopäde berücksichtigen, ob seelische Faktoren Ursache für die Schmerzen im Rücken sein können. Dauerhafter Stress, partnerschaftliche Auseinandersetzungen oder auch berufliche Belastung zählen hierzu.
Erfragt wird immer die ausgeübte berufliche Tätigkeit des Betroffenen. Körperlich schwere Arbeit, einseitige Belastung, langes Sitzen oder Stehen können das Auftreten von Rückenschmerzen fördern.

Neben der Abfrage der Krankengeschichte des Betroffenen wird der Orthopäde den Patienten auch körperlich untersuchen. Hierbei wird er zunächst auf körperliche Veränderungen achten, die von außen zu sehen sind, wie etwa eine verkrümmte Haltung oder eine Fehlstellung des Beckens. Zudem werden Berührungsempfinden und Beweglichkeit der Wirbelsäule und der Gelenke sowie die Reflexe getestet. Bereits diese Untersuchungen können wichtige Aufschlüsse über mögliche Ursachen für das Auftreten von Rückenschmerzen liefern.

Diagnose, Teil 2: Röntgen, CT und Kernspin
Zu den bildgebenden Verfahren zählen beispielsweise Röntgen- und Kernspinaufnahmen. Eine Röntgenaufnahme kann notwendig werden, um die genauen Ursachen der Rückenschmerzen beim Patienten abzuklären. Degenerative Veränderungen an der Wirbelsäule lassen sich nur mithilfe von bildgebenden Verfahren ausreichend erkennen und kommen für das Auftreten von Rückenschmerzen durchaus in Frage. Röntgenaufnahmen können belastet, also im Stehen gefertigt werden. Diese Option kann weder Computertomografie noch Kernspin leisten. Deshalb gehören Röntgenaufnahmen obligat zur klärenden bildgebenden Diagnostik einer Beschwerdesymptomatik.

Welche Therapiemöglichkeiten kommen für Sie infrage?

Die Art der Therapie richtet sich bei Rückenschmerzen nach deren Ursachen sowie dem Ausmaß der Beschwerden beim Patienten. Vorrangiges Ziel bleibt dabei, die Schmerzen im Rücken zu verringern und die gefürchtete Chronifizierung zu verhindern. Wenn ein längerer Leidensweg besteht, kann die Schmerzinformation in einer Art Schmerzgedächtnis abgelegt werden und den geplagten Patientin selbst bei banalen Anlässen immer häufiger quälen.

Grundsätzlich stehen bei der Behandlung von Rückenschmerzen verschiedene Methoden zur Auswahl, die entweder einzeln oder auch in Kombination zum Einsatz kommen können:

  • Wärmeanwendungen
  • Entspannungsverfahren
  • Massagen
  • Bewegung und Sport
  • Schmerzmittel

Bei Rückenschmerzen neigen Betroffene häufig dazu, sich übermäßig zu schonen. Bettruhe sollte möglichst vermieden werden, weil sie eher schadet als hilft. Durch Schonung wird die Muskulatur geschwächt, was Rückenschmerzen verschlimmern kann. Immobilität im Bett führt zu Druckphänomenen der Rückenstrecker, die Entzündungsmediatoren freisetzen und zu Schmerzzunahme führen. 

Empfehlenswert ist es hingegen, auch bei Rückenschmerzen aktiv zu bleiben und seinen gewohnten Tätigkeiten nachzugehen. Stark belastende, körperlich anstrengende Tätigkeiten oder schweres Heben, sollten dabei gemieden werden. Gleichmäßige Bewegungen wie beim gehen, schwimmen oder Rad fahren können einen deutlich lindernden Effekt haben.

Beispiel 1 für eine Therapiemöglichkeit: Physiotherapie
Physiotherapeutische Beübung hilft bei Rückenschmerzen, die rumpfumgreifende Muskulatur zu stärken. Kräftige Beckenboden- und Bauchmuskulatur tragen zu einer Entlastung des Halteapparates der Wirbelsäule bei. Auf diese Weise lässt sich Verspannungen – und damit auch Rückenschmerzen – entgegenwirken.
Im Rahmen der Physiotherapie erhält der Patient Übungsanleitungen, die individuell auf ihn abgestimmt sind und die er im behandlungsfreien Intervall durchführen soll. Nur eigenständige Mitarbeit des Patienten und konsequentes Ausführen der Übungen führen dauerhaft zur Schmerzfreiheit.

Beispiel 2 für eine Therapiemöglichkeit: Medikamente
Schmerzmittel können bei akuten Rückenschmerzen zu einer vorübergehenden Verbesserung der Situation des Betroffenen führen. Jedoch darf an dieser Stelle nicht verschwiegen werden, dass Medikamente nicht die Ursache für Rückenschmerzen beseitigen, sondern nur deren Symptome lindern. Geeignete Schmerzmittel können zu Beginn einer Therapie gegen Rückenschmerzen sinnvoll sein, um den Schmerzreiz zu unterdrücken und es dem Körper somit zu ermöglichen, sich aus einer Schonhaltung zu lösen und schmerzfrei zu bewegen. Hierdurch können Betroffene meist deutlich schneller ihre gewohnte Mobilität wiedererlangen. Medikamente gegen Rückenschmerzen sollten ihrer Nebenwirkungen auf Niere, Herz und Blutdruck wegen nur über einen begrenzten Zeitraum und nach Absprache mit dem behandelnden Arzt eingenommen werden. Bei der Verordnungsfähigkeit müssen aktuelle Laborparameter ebenso berücksichtigt werden wie medikamentöse Wechselwirkungen und Allergien.

Beispiel 3 für eine Therapiemöglichkeit: Entspannungsverfahren und Sport
Ein wichtiger Baustein bei der Therapie von Rückenschmerzen sind zum einen sportliche Betätigung und zum anderen Entspannungsverfahren, wie beispielsweise progressive Muskelentspannung. Vor allem prophylaktisch können bestimmte Sportarten gegen das Auftreten von Rückenschmerzen helfen, die die Wirbelsäule entlasten und dabei den Kreislauf anregen. Schwimmen und Radfahren zählen hierzu ebenso wie längere Spaziergänge oder sanftes Joggen.

Wie ist der Verlauf?

Rückenschmerzen entwickeln sich nahezu immer abhängig von der jeweiligen Ursache. Sie sind in aller Regel harmlos. Leichte Beschwerden lassen sich mit Wärmebehandlungen und regelmäßiger Bewegung in den Griff bekommen. Bei immer wieder auftretenden Schmerzen im Rücken sollte man hingegen auf jeden Fall fachärztlichen Rat beim Orthopäden einholen, um die Ursachen für das Auftreten zu ergründen und diese möglichst rasch zu beseitigen.